Samstag
27. April 2024
Alle Termine
Beginn: 09:59 Uhr
derzeit nicht verfügbar
donaufestival
diverse Locations
3500 Krems

Das donaufestival, seit 2017 geleitet von Thomas Edlinger, vereint Musik, Performance, Kunst, Film und Diskurs in einer aufregenden Zusammenstellung zeitgenössischer Gegenwartskunst. Das diesjährige Festival bietet rund 55 Veranstaltungen an zwei Wochenenden in Krems. Unter dem Thema "Community of Aliens" erkundet das Festival das Konzept von Fremdheit und Selbstentfremdung in einer zunehmend gestörten Beziehung zur Natur. Das Festival lädt die Besucher ein, Teil einer gemeinsamen Reise zu sein, die das Anders sein der anderen feiert und das Nein zu Ausgrenzung und Abwertung bekräftigt. Das donaufestival 2024 verspricht eine unvergessliche Erfahrung voller Entdeckungen, Reflexionen und gemeinsamer Aktionen, die eine neue Vision von Gemeinschaft und Solidarität aufbauen.


Musik, Performance, Kunst, Film und Diskurs. Das donaufestival, das seit 2017 unter der künstlerischen Leitung von Thomas Edlinger steht, präsentiert abenteuerliche Ästhetiken und Vibrationen aktueller Gegenwartskunst. In diesem Jahr finden rund 55 Programmpunkte an zwei Wochenenden (jeweils Freitag bis Sonntag) an unterschiedlichen Orten in Krems statt.

Community of Aliens

Nur Fremde verstehen die Welt, heißt es. Wie können die Fremden aussehen, die uns verstehen? Vielleicht so wie jenes erratische Wesen im Zentrum der Performance VOID von Joshua Serafin, das von philippinischen Gottheiten inspiriert ist? Oder wie jene „alien collectives“, die Sylvia Eckermann und Gerald Nestler in einem Mixed-Reality-Projekt im Zeichen der kosmologischen Vielfalt zur Geltung verhelfen wollen?

Im Zentrum des Festivals 2024 steht eine „unmögliche“ Frage: Wie soll sich eine Gemeinschaft herstellen, die die Erfahrung von Fremdheit und (Selbst-)Entfremdung sowie den gestörten Stoffwechsel mit der Natur zur Grundlage hat? Wo finden sich künstlerische Transformationspotenziale, die einen produktiven Umgang mit tyrannischen Formen des „Othering“ wie Rassismus und Sexismus ermöglichen?

Das donaufestival 2024 sucht nach Figuren des Übergangs, die zwischen toxischen Vergangenheiten und ungeahnten Zukünften vermitteln könnten. Solche finden sich möglicherweise in der futuristischen Folk Music des exiliranisch-chilenischen Trios HUUUM, in der neuen warholesken Arbeit I Want To Be A Machine der Sängerin Jenny Hval, in den afrofuturistischen Telepathie-Spekulationen von Dopplereffekt oder in den campen, mit Bühnen-Schweißarbeiten beschäftigten Cowboys in der Performance Impact Driver von Eve Stainton (Live-Musik: Leisha Thomas und Mica Levi). Erfreulich fremd im eigenen Kopf, im eigenen Körper wird man vielleicht inmitten des Abrissbirnen-Gedöns von Evian Christ, angesichts des energetischen Rap von Aunty Rayzor, des Techno-Animismus von Meuko! Meuko!,vor dem ungebärdigen Noise der neuen heimischen Supergroup EAERES oder in der puristischen Dunkelheit einer Autechre-Beschallung. Auch die Alien-Musik des Gospel-, Soul- und R’n’B -Zerstäubers Dawuna oder des Black Techno-Acts Speaker Music (DeForrest Brown, Jr.), die radikal queeren Bildfindungen von Johanna Bruckner oder die Parallelisierung von Roboteraufständen und historischen Riots in Südlondon 1981 in einem Video von Kibwe Tavares machen diesbezügliche Vorschläge.

Community of Aliens sucht nach einer „Gemeinschaft der Ungewählten“ (Sabine Hark), nach planetarischen Allianzen, die der Renaissance von imperialer Gewalt und den neuen politischen Unversöhnlichkeiten etwas entgegensetzen können. Dabei geht es auch um das, was solche zukunftsorientierten Verbindungen verhindern will: In der Kunsthalle Krems bearbeitet Candice Breitz in der Videoinstallation Whiteface auf satirische Weise die Behauptung eines Rassismus gegen Weiße, in dem sie wie eine Bauchrednerpuppe die Diskurse über „Weißsein“ Revue passieren lässt. Die wie tot wirkenden Augen der Künstlerin platzieren die Fiktionen, die die weiße Vorherrschaft legitimieren und aufrechterhalten, mitten im Horrorgenre. Christian Guerematchis Geisterfigur namens Blaq Tito erinnert hingegen an die Politik der blockfreien Staaten. Seine Videoinstallation wirkt wie ein Echo der Beziehung zwischen Ex-Jugoslawien und Ghana und illustriert das, was Frédéric Neyrat den „Communism of the Strange“ genannt hat. Julian Hetzel & Ntando Cele spekulieren über eine Absurdität namens „flüssige Empathie“ in Form eines aus Tränen gewonnenen Drinks. Eglė Budvytytė & Marija Olšauskaitė zeigen alienhafte Körper, die „ihre Angst kompostieren“. Die Medienguerilla Total Refusal schmuggelt ihre Botschaft über den faschistoiden Sturm auf das Kapitol in ein Videospiel, während ein furios- brachiales Hip-Hop-Trio wie Clipping. die Brutalisierung der Verhältnisse mit ihren eigenen Mittel schlägt.

Schon am Eröffnungstag des donaufestivals 2024, der mit The Jesus And Mary Chain auch süßesten Feedbacklärm nach Krems bringen wird, versuchen die syrisch-ukrainische Bildkünstlerin Diana Azzuz und die iranische Künstlerin Nazanin Noori mit der harschen AV-Arbeit Rybachka, die schleichende Gewöhnung an Kriege und an eine mehr und mehr zur Normalität werdende Politik der Gewalt aufzubrechen. Der in Berlin lebende Musiker Andrey Guryanov widmet sich am zweiten Wochenende einer Dekonstruktion sowjetischer und russischer Nationalhymnen, die sich unter anderem aus den Geräuschen der Explosionen in der überfallenen Ukraine speist. Galya Bisengalieva verarbeitet auf ihrem neuen Album Polygon den gespenstischen Nachhall hunderter Atombombenversuche in einem bis heute verseuchten Gelände in ihrer Heimat Kasachstan, während Mayssa Jallad in ihren berückenden Songs an die Geschichte Beiruts erinnert und das Solistenensemble Kaleidoskop & Anika sich in eine intime Neuvertonung des legendären Nico-Albums Desertshore vertieft.

Jemanden finden an der Küste einer Wüste: Nicht zuletzt ermutigt die Frage nach der Community of Aliens dazu, das Nein zu Ausgrenzung und Abwertung anderer mit dem Anders-Sein der anderen in Verbindung treten zu lassen. Am Festival. Vor den Bühnen, beim Tanzen, im Gespräch. Bertolt Brecht, der Erfinder des antiillusionistischen Verfremdungseffekts im Theater, dichtete einmal: „Denn alle Kreatur braucht Hilf von allen.“
(Thomas Edlinger)

Wochenende 1

Sound
19. April
Mariana Berezovska presents Rybachka with Diana Azzuz (Video) & Nazanin Noori (Live) / Maria Chavez, Mariam Rezaei, Victoria Shen / EAERES / The Jesus And Mary Chain / Deena Abdelwahed (AV Live) / Meuko! Meuko!
20. April
Grand River / Dawuna / Jenny Hval – I Want To Be A Machine / Gazelle Twin / Clipping. / Föllakzoid / Aunty Rayzor
21. April
The Necks / Mayssa Jallad / Solistenensemble Kaleidoskop & Anika present Nico: Desertshore

Performance
· Sylvia Eckermann und Gerald Nestler: Like a Ray in Search of its Mirror (Performance: 19.04.; Installation: 20.04. und 21.04.)
· Eve Stainton: Impact Driver (19.-21.04.)
· Eglė Budvytytė und Marija Olšauskaitė: Song Sing Soil (19.-21.04.)
· Jefta van Dinther: Unearth (20.+21.04.) Theory & Talk
· Stefan Moos: East of Representation, Lecture (DE) (20.04.)
· Candice Breitz: Some of My Best Friends are White, Lecture (EN) (21.04.) Film
· Se ti sabir, R: James Bridle / The Exiles, R: Kent Mackenzie (20.04.)
· Anhell69, R: Theo Montoya (21.04.)

Wochenende 2


Sound
26. April
Speaker Music (DeForrest Brown, Jr.) / Kenji Araki / SØS Gunver Ryberg & Sybil Montet present Weaving Fields (AV Live) / NAH / Ben Frost Scope Neglect ft. Greg Kubacki & Tarik Barri / 33EMYBW & Joey Holder (AV Live) / Evian Christ
27. April
Andrey Guryanov / Galya Bisengalieva / Maya Shenfeld + Pedro Maia / ZULI & Omar El Sadek / Autechre / Kabeaushé / PÖ
28. April
Dylan Henner / HUUUM / Dopplereffekt

Performance
· Sylvia Eckermann und Gerald Nestler: Like a Ray in Search of its Mirror (Installation: 26.04. bis 28.04.)
· Studio Julian Hetzel und Ntando Cele: SPAfrica (26.04. bis 28.04.)
· Joshua Serafin: VOID (26.04. bis 28.04.)
· Total Refusal: Sons and True Sons (27.04. und 28.04.) Theory & Talk
· DeForrest Brown, Jr.: Spaceship Earth 2.0, Lecture (EN) (27.04.) Film
· SPK Komplex, R: Gerd Kroske (28.04.)

Wochenende 1 und Wochenende 2

Permanente Kunstprojekte und Installationen
· Candice Breitz: Whiteface (2022)
· Jonáš Gruska: Zvon [Glocke] (2024)
· Christian Guerematchi: CRNI TITO (Blaq Tito Addressing the Parliament of Ghosts) (2023)
· Theaster Gates: The Flood (2023)
· Johanna Bruckner: Body Obfuscations (2023)
· Yein Lee: The Rate of Regenerating in Decay Process (2022)
· Kibwe Tavares: Robots Of Brixton (2011)

Hinweise:
· Das Programm der beiden Sonntage endet nach drei Highlight-Konzerten in der Minoritenkirche (kein Programm am Messegelände). Tagsüber gibt es wie gewohnt Talks, Film- und Performanceprogramm.
· Die Tages- bzw. Mehrtagestickets gelten für alle Veranstaltungen der jeweiligen Tage.
· Bei manchen Performances werden aufgrund beschränkter Kapazitäten kostenlose Zählkarten vergeben.
· Es wird wieder ein Bustransfer nach Wien jeweils nach Ende des letzten Konzerts angeboten.

Veranstaltungsorte:
· Festivalzentren: Messehallen und Stadtsaal, Utzstraße 12; Klangraum Krems Minoritenkirche, Minoritenplatz 5;
· Außerdem: Kunsthalle Krems, Forum Frohner, Kino im Kesselhaus, Dominikanerkirche (Adressen siehe Website); Alle: 3500 Krems a.d. Donau

Künstler / Mitwirkende

donaufestival Krems

Eintrittspreisliste

Preise ohne Gewähr.
  • Kategorie 1: Eintritt frei Zurzeit nicht verfügbar

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